Um es mit den Worten eines meiner Lieblings-TikToks zu sagen: Simsalabim…da…bin ich wieder. Hallo! Lange Zeit war zartbitter nun eine zwar nicht heilige aber leider sehr stille Nacht. Ich weiß, dass einige meine Blogs und Texte wirklich vermisst haben. Das hat mir unglaublich viel bedeutet und mir auch in einer für mich schwierigen Zeit gezeigt: Ich muss hiermit weitermachen. Falls ihr jetzt auf einen spannenden Plot-Twist wartet, warum Kittehs Blog länger auf Eis lag als eine depressive Robbe, muss ich euch enttäuschen. Versichern kann ich nur: Diese „Auszeit“ habe ich mir nicht freiwillig ausgesucht und ich habe in der Zeit nicht ( nur) TikTok durchgespielt und auch kein Buch geschrieben. Sorry.

Wieso ist Motivation für uns so wichtig?

Jetzt geht es also wieder los und ich sitze hier. Immerhin habe ich schon einen coolen einleitenden Absatz geschrieben, inklusive super Robbenwitz. Die eingerostete Rhetorik macht quietschende Geräusche und meine Fingernägel sind noch immer nicht zu lang um eine Tastatur damit zu misshandeln. Ich habe mich in den letzten Wochen allerdings oft gefragt: Wenn es soweit sein wird, woher werde ich die Motivation nehmen wieder mit dem Schreiben anzufangen? Denn um ganz ehrlich zu sein, fühle ich mich gerade als stünde ich wieder auf null. Als würde ich wieder komplett von vorne beginnen.

Vielleicht weiß der/die ein oder andere, dass ich als Autorin ja nicht nur diesen niedlichen Blog betreibe, sondern tatsächlich auch (mit einer kleinen Gewinnerzielungsabsicht) als freie Autorin gearbeitet habe. Dabei hatte ich ein paar regelmäßige Aufträge und Anfragen, die mich, als ich vor gut einem Jahr mit der ganzen Schreiberei startete, sehr bestärkt haben. Jetzt fange ich wieder von vorne an, erstmal ohne Kunden, ohne feste Aufträge und Aussicht auf Erfolg. Schwierig da so richtig Motivation aufzubringen. Oder?

Wenn man das Wort Motivation hört, fallen mir dazu unzählige verschiedene Theorien und Denkansätze ein. Die muss es ja auch geben, denn genauso oft wird danach verlangt. Die einen brauchen die richtige Motivation für ihre Mitarbeiter:innen. Die anderen endlich genug, um mit dem Sport anzufangen, das Studium durchzuziehen oder sich überhaupt mal mit sich selbst und dem eigenen Schweinehund zu befassen. Inzwischen gibt es sogar so ziemlich für jeden Lebensbereich eigene Coaches. Die erklären dir dann ausführlich, was dich denn jetzt motivieren sollte, um endlich deine Ziele zu verfolgen. Natürlich, weil sie einfach nur dein Bestes aus dir rausholen wollen (dein Geld.) Aber brauchen wir die wirklich? Wozu? Kennen wir nicht längst alle Gründe, die uns dazu bewegen uns überhaupt erst ein Ziel zu setzen?

Der Weg und das Ziel

Fest steht, um etwas durchzuziehen, ein bestimmtes Ziel zu erreichen und auch wenn es schwierig wird dran zu bleiben – egal um welchen Lebensbereich es sich handelt – dafür braucht es verschiedene Soft-Skills. Ein furchtbarer Begriff. Den habe ich irgendwann mal aufgeschnappt, als ich noch mit Netzstrümpfen und Evanescence-Bandshirt im Psychologie-Leistungskurs saß und mein größter „Skill“ darin bestand, einen kompletten Essence Liquidliner auf einmal auf mein Gesicht aufzutragen. Jedenfalls glaube ich nicht, dass es in erster Linie Motivation ist, die zum Erfolg führt. Mir fallen da eher Begriffe wie Hartnäckigkeit, Strategie, Selbstreflexion und Geduld ein. Motivation ist nicht der Kraftstoff, der dich auf deinem Weg antreibt. Sie sollte lediglich der Grund sein, der dich bewegt überhaupt loszulaufen.

Motivation bedeutet Anreiz

Um mal bei einem der Anfangs genannten Beispiele zu bleiben, denn das macht deutlich, was ich meine: Ein:e Chef:in kann seine/ihre Mitarbeiter:innen nicht mit reiner Motivation dazu bringen, effizienter zu arbeiten oder mehr Einsatz zu bringen. Er/Sie kann Ihnen eine Motivation als Anstoß geben, der die Angestellten dazu bringt ihren Arbeitseifer zu steigern. (Damit meine ich keinen Obstkorb, bitte). Es ist die Aussicht auf einen neuen, erstrebenswerten Zustand, gepaart mit Fleiß und Einsatz. Diese Kombination erwirkt am Ende das gewünschte Ergebnis. (Und nicht ein Obstkorb.)

(Motivations-)Training

Ein weiterer Bereich bei dem der Begriff Motivation augenscheinlich eine große, wenn nicht sogar die größte Rolle zu spielen scheint ist Sport. Dieser Lebensbereich lässt sich sehr gut auf viele andere übertragen, wenn man das Prinzip einmal verstanden hat. Daher möchte ich hier ein bisschen mehr ins Detail gehen. Wer mir auf Instagram folgt oder mich kennt weiß, dass ich viel Sport mache. (Und mit „viel“ meine ich verglichen mit der deutschen Durchschnittsbürgerin. Nicht im Vergleich zu Pamela Reif, Markus Rühl oder eurer nächstbesten Booty-Babsi vom McFit.)

Es kommt oft die Frage „Wie motivierst du dich fast täglich dazu?“ Oder noch besser: „Gib mir mal ein bisschen von deiner Motivation ab!“ (Okay! Moment, ich stecke ein Ohrenstäbchen ganz tief in meinen Kopf und stippe etwas von der zähflüssigen Masse, die daran hängen bleibt auf einen Teelöffel für dich.) Am Ende kann ich diese Fragen nie so richtig beantworten. Einfach weil es keine Motivation (mehr) gibt. Ich habe irgendwann mit 18 Jahren mal angefangen ins Gym zu rennen. Weil ich Gefallen an einem aufgepumpten Typen aus meinem Jugendtreff gefunden hatte und halt wollte, dass der mich cool findet. Soll das heute noch meine Motivation sein?

Motivation und Disziplin

Diese zwei Begriffe gehen so genauso oft miteinander einher wie mein Verlangen nach Schlemmerfilet Bordelaise und meine Periode. In der Fitness-Szene kennen alle die Phrase: „Discipline takes you places motivation never could.“ Dies meint, dass Disziplin dich eben weiter bringt als Motivation. Dahinter kann man aus der Sicht eines/einer ambitionierten Kraftsportler:in sicherlich einen fetten Haken machen. Denn kaum ein:e Bodybuilder:in den/die ich kenne, ist jeden Tag hochmotiviert. Die rennen nicht mit einem Strahlen auf dem ausgezehrten Gesicht von Folter…äh Hantelbank zu Hantelbank und freuen sich danach trockenes Hühnchen mit Reis aus ranziger Tupperware wegzuwürgen.

Hier setzt dann also zum einen Disziplin ein, aber auch Routine. Jemand, der jahrelang jeden Tag sein/ihr Training absolviert und nur in Makronährstoffen denkt, stellt sich nicht die Frage, ob man heute brachial den Lat zerfickt oder einen Netflix-Marathon startet. Die lesen sich auch nicht jeden Morgen nach dem Aufstehen motivierende Quotes durch, oder raunen dem eigenen Spiegelbild „I am strong, I am powerful..“ zu. Die machen einfach. Und hier kommt der Punkt, an dem auch wir Nicht-Athleten uns sportlich ein Beispiel nehmen können, um unsere Ziele zu verfolgen.

Das Zähneputzen-Prinzip

Was Fitness und Training angeht, so hat mich der jahrelange Kontakt zu diesen disziplinierten Menschmaschinen in gewisser Weise geprägt. Trotzdem wurde und wird aus mir in diesem Leben keine Pumping_Kitteh mehr. Meine Einstellung zu Fitness nenne ich das Zähneputzen-Prinzip, denn:

Training ist für mich wie Zähne putzen. Ich mache es jeden Tag. Nicht weil ich es währenddessen besonders geil finde oder sich ein kranker Zwang entwickelt hat. Sondern weil es einfach mit dazu gehört.

Zähneputzen ist hier ein fantastischer Vergleich, wenn man so wie ich einfach nur zum Sport geht um eine gute Figur zu behalten: Siehst du nach einem Mal Zähne putzen unfassbar viel besser in der Kauleistengegend aus? Nein. Aber was passiert, wenn du einen Monat nicht schrubbst? Oder ein Jahr? Andersrum passiert auch nichts, wenn du mal einen Tag nicht putzt. Genauso wenig macht es einen Unterschied, wenn du es mal nicht zum Sport schaffst. Das ist in meinen Augen nicht faul, sondern realistisch. Denn das Jahr hat 365 Tage und an den meisten davon hat ein:e Normalsterbliche:r keinen Bock sich körperlich anzustrengen. (Und nur um den Vergleich für alle Korinthenkacker zu disclaimern: Ich putze mir öfter die Zähne als ich ins Training gehe, okay?)

Meine persönliche Zahnputz-Theorie zeigt also sehr anschaulich, dass auch bei mir Fitness nichts mit Motivation zu tun hat. Jetzt werdet ihr sagen: Ja gut, aber jemand, der/die noch nie im Leben die liebliche Qual eines Arsch-Muskelkaters beim Toilettengang genossen hat, der/die braucht ja erstmal irgendeine Motivation um überhaupt damit anzufangen sich selbstzukasteien.

Richtig, Motivation steht in meinen Augen am Anfang eines jeden Weges. Verfolgen wird man sein Ziel aber nur, wenn man den Strand verlässt, über das bunt schillernde Riff der Motivation hinausschwimmt und auch im offenen Meer noch weiterstrampelt. Ich rede hier nicht von der oben genannten Bodybuilding-Disziplin. Das überlassen wir den Herren in den nippelfreien Unterhemden und den Damen ohne PMS. So ein Extrem ist für die meisten Menschen weder erstrebenswert noch realistisch. Vielmehr geht es darum überhaupt etwas zu tun. In welchem Maß ist erstmal egal. Ein schlechtes Training ist besser als gar kein Training. Nur das Waschbecken durchzuwischen, ist besser als gar nicht das Bad zu putzen. Auch wenn du jeden Tag nur zehn Vokabeln lernst, kannst du nach einer Woche besser Spanisch als ich.

Tu es für dich, nicht für andere. (Außer du tust es sonst gar nicht.)

Im Zusammenhang mit Motivation und Ehrgeiz wird gerne davon abgeraten etwas „für andere“ zu tun. Auf der einen Seite ist das absolut richtig. Menschen kommen und gehen und würde ich heute noch nur trainieren um meinem Partner zu gefallen, dann hätte ich vermutlich fünf Jahre meines Lebens keinen Finger gekrümmt. Genauso ist es falsch am eigenen Verhalten, Aussehen oder Lebensumstände etwas zu ändern, was man selbst gar nicht will. Nur um es anderen recht zu machen oder mehr der Norm oder einem Ideal zu entsprechen.

So ganz ablehnen möchte ich aber extrinsische Motivation auch nicht. Denn wenn es um Ziele geht, die du dir selbst wünschst, dann ist es doch im Endeffekt auch okay, wenn es dich motiviert das Ganze nicht nur für dich, sondern auch für eine andere Person zu schaffen. Ist es falsch den/die Partner:in stolz machen zu wollen? Darf man sich nicht für sein Kind verändern wollen, nur weil man es dann ja nicht “nur für sich selbst” macht? Ist es weniger wert, wenn man Erfolg hat, um es den Leuten zu zeigen, die nie daran geglaubt haben?

Wenn es um etwas geht, das offensichtlich einen erstrebenswerten Vorteil mit sich bringt, dann ist es besser es aus irgendeiner Motivation heraus zu tun, als es einfach sein zu lassen. Auch wenn der Grund dafür im ersten Moment zweifelhaft ist. Denn wir haben ja bereits gelernt: Der anfängliche Tritt in den Arsch ist flüchtig und es kommt im Laufe der Entwicklung auf ganz andere Dinge an. Am Ende wird dich niemand fragen, ob du 15 Kilo abgenommen hast, weil du die neue von deinem Ex in Hotpants gesehen hast. Sie werden dich nur fragen, wie du es geschafft hast nach acht Wochen an einem Nutella Glas vorbeizugehen, ohne einen Löffel hineinzustecken.

Weniger denken, mehr machen

Ich komme nun mal von Proteinpulver, Schweiß und Tränen zurück an meinen Schreibtisch. Okay, das war gelogen, meinen Esstisch, denn ich habe grade Multitasking mäßig neben dem Tippen noch acht Chicken Nuggets verschwinden lassen. Wie motiviere ich mich jetzt also wieder mit dem Schreiben anzufangen? Die Antwort: Gar nicht. In der Zeit, in der ich mir Gedanken um die Quelle meiner Motivation und mein inneres Verhältnis zu dieser Situation mache, könnte ich mich auch einfach schon an den Laptop setzen, meine grauen Zellen mit frittiertem Hühnchen stärken und einen ganzen Blog Eintrag schreiben. Ups. Man sieht, es funktioniert auch ohne Denken, ohne Affirmation und ohne sich selbst ausgiebig zu motivieren. Ich habe mal einen für mich sehr prägnanten Satz gelesen:

Das kalte Wasser wird nicht wärmer, wenn du später springst.

Deswegen ist die richtige Zeit sich zu etwas zu überwinden, aber auch mit etwas zu starten oder in meinem Fall neu zu beginnen immer: Genau jetzt.

2 thoughts on “Motivation ist nicht der Schlüssel”

  1. Wow,
    Danke für den Beitrag. Und ich weiß nicht ob man den Robbenwitz nicht mit einem anderen Tierchen hätte machen sollen. Nun hab’ ich ‘nen Bild von Dir als Robbe im Kopf. *lach* Ja, aber das mit der Motivation ist immer so eine Sache. Ich kämpfe auch täglich damit, mich zu motivieren. Nicht zu schreiben, das ist ein inneres Bedürfnis. Dass ich meine Geschichten erzählen möchte und hoffe, dass sie irgendwer a) liest und b) mag. Aber Social Media ist mein Zahnputz-Thema. Ich mache es, aber irgendwann gehen mir die Ideen einfach auch aus. Und dann muss ich mich motivieren, damit weiterzumachen.
    Liebe Grüße
    Daira

    1. Liebe Daria,

      vielen Dank für deinen Kommentar. Du darfst dir mich alternativ als Wachtel, Walross oder Wobat vorstellen.

      Und das Social Media Game packst du schon 👌🏻

      Liebe Grüße,
      Kitteh

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