Nein, ich werde euch hier nicht zum hundertsten Mal erzählen, dass jede Vulva schön ist. Außerdem verspreche ich, das war das letzte Mal, dass diese Bezeichnung fällt. Ich habe nämlich eine schlimme persönliche Abneigung gegen diesen und andere esoterische Begriffe aus dem Sexualkundeunterricht. Ihr müsst also damit leben, dass in diesem Beitrag von Muschi, Vagina und Vajayjay die Rede ist und nicht von Vulven und Scheiden. Jedenfalls soll es hier nicht darum gehen, dass eure Muschis fantastisch sind. Egal, wie sie aussehen, riechen und schmecken. Akzeptanz und wertmäßige Gleichstellung mit dem männlichen Geschlechtsorgan sind längst ein großes Thema. Das muss nicht auch noch von mir behandelt werden. Ich zitiere an dieser Stelle:

„[…] I feel like, pussy is the most powerful thing. Most men do the things they do, so they can get pussy.“

Katja Krasavice – Pussy Power

Obwohl mir in den ersten zwanzig Lebensjahren mehr oder weniger beigebracht wurde, dass eine Vagina etwas Verbotenes ist, das ständig untersucht und besonders versorgt werden muss – über das man aber keinesfalls sprechen darf – so haben mich die letzten 8 Jahre gelehrt: Ich habe da ein ganz schön gefragtes Produkt zwischen meinen Beinen und eine gewisse Machtposition gegenüber allen, die danach verlangen. Als kleine Ehrerbietung und mein persönliches Ave Vagina habe ich euch im Folgenden meine 5 wichtigsten Tipps für ein achtsames Pussy-Handling zusammengetragen.

Disclaimer: Dieser Artikel richtet sich nicht nur an gebenedeite biologische Frauen. Jede:r mit Kontakt zu einer oder mehreren Vaginas darf gerne mitlesen, lernen, sich etwas in Erinnerung rufen oder einfach unterhalten werden.

1. God s(h)ave the Queen – Richtig Rasieren

Niemand muss sich rasieren. Doch wenn ihr es tut, dann bitte nicht so als müsstet ihr im schottischen Hochland Akkordarbeit an filzigem Weidevieh leisten.  Nichts ist ätzender als eine schlecht rasierte Muschi. Erstmal hat man ständig das Gefühl sich kratzen zu müssen. Als würde man statt eines Venushügels einen Ameisenhaufen im Tanga haben. Eine grob und schnell rasierte Muschi ist auch kein schöner Anblick. Wer nicht auf Alternativen wie Waxing, Sugaring und Co. zurückgreifen möchte, sollte zumindest oft genug nach einem frischen Rasierer greifen. Ja, auch wenn der Alte scheinbar noch gut was wegmäht. Das hat nicht nur was mit der effektiven Haarentfernung, sondern auch mit der Hygiene zu tun. Hautschüppchen, Talg und Haare gammeln da wochenlang auf dem feuchten Badewannenrand vor sich hin. Da könntet ihr euch genauso gut von einem Obdachlosen in den Schritt greifen lassen.

Die richtige Vor- und Nachsorge ist das A und O. Gerade wer sich häufig oder fast täglich rasieren möchte, sollte das nicht ohne ein bisschen Hilfe tun. Ein Produkt, dass mein Leben geradezu verändert hast ist Intim-Rasieröl (z.B. Scream Cream von DM). Die trägt man vor dem Rasieren auf und kann am Ende so gut wie irritationsfrei die Dusche verlassen, egal wie kurz die Stoppeln waren. Probiert es aus und dankt mir auf Instagram.

2. Handle with special care

Gebt es doch mal zu: Für jeden Firlefanz an eurem Körper habt ihr ein eigenes Beauty-Produkt. Ihr schmiert euch Seren ins Gesicht, Mousse in die Haare, Tinktur auf die Kopfhaut und Öl auf die Nägel. Aber wieso bekommen eigentlich alle Teile eures Prachtköpers ein perfekt abgestimmtes Produkt, nur nicht eure Muschi? Wascht ihr euch zwischen den Beinen einfach mit genau dem gleichen 0815-Dufte-Duschgel, wie unter den Achseln? Ist das nicht ein bisschen unfair?

Ich verspreche euch, wenn ihr bei jeder Dusche 30 Sekunden in die Verwendung einer speziellen PH-neutralen Intimwaschlotion verwendet, wird eure Vagina es euch danken. Und zwar mit weniger Geruch, Trockenheit und Hautirritationen. Die einzige und absolut nicht weniger empfehlenswerte Alternative ist es, euch untenrum einfach nur mit Wasser zu waschen. Gynäkolog:inn:en bestätigen: Das reicht völlig!

Herkömmliche Duschgels und Waschlotionen haben an der Pussy nichts zu suchen. Dort herrscht aus gutem Grund ein sehr saurer PH-Wert zwischen 3,8 und 4,5. Das ist sozusagen unser Muschi-eigener Schutz vor Bakterien und Pilzen. Die finden sauer nämlich gar nicht so lustig. Seifen sind hingegen meist basisch und voll mit Tensiden, Alkohol und so Stuff. Du riechst damit vielleicht untenrum nach Kokusnuss, lädst aber eben auch Infektionen zu einer fetten Ö La Palöma Party zwischen deine Beine ein. Und jetzt kommt mir nicht mit ihr habt keinen Platz für noch ein Produkt in der Dusche, oder das wäre so teuer. Ich investiere lieber 10 Euro alle paar Monate und 5 Zentimeter Platz in eine gute Lotion als Scham und Nerven in eine bakterielle Infektion.

3. Sex – Der Hochleistungssport für die Muschi

Eigentlich ist Sex eines der schönsten Dinge, die wir mit unserer Muschi anstellen können. Doch gleichzeitig besteht hier auch das größte Pussy-Risiko. Denn beim Bumsen erlebt sie eine starke mechanische Einwirkung, manchmal mit viel zu wenig Reaktionszeit und tückischen Gefahren aus dem Hinter(n)halt. Das Wichtigste also zuerst: Benutzt Gleitgel, echt jetzt. Das habt ihr schon bis zum Erbrechen erst in der Bravo und dann in der Cosmopolitan gelesen, also tut es endlich. Ihr müsst auch nicht warten, bis euer Partner eine verklebte Tube, übriggeblieben aus der „lustigen endlich-18-Geburtstagsbox“, hervorzieht. Kauft euch selbst ein Gleitgel nach eurem Geschmack. Wenn ihr nicht darüber reden wollt, dann deponiert es in Griffweite und drückt es eurem Lover einfach in die Hand. Konkludentes Verhalten ersetzt hier die Willenserklärung, man kennt es aus dem deutschen Recht. Ach ja und falls jetzt jemand meint: „Ich brauche das nicht, ich bin eigentlich von selbst feucht genug.“ Ja, vielleicht für regelmäßiges zehn Minuten Gute-Nacht-Schubbern in Missionarsstellung. Aber auch du wirst wund, wenn du erstmal eine Stunde hemmungsloses Marathon-Geficke hinter dir hast. Wetten, Wet-Wendy?

Wir können natürlich auch nicht über Muschi-saven Sex reden, ohne an die goldene Regel zu erinnern: Once in the black – you never go back. Oder nochmal ganz deutlich: Wenn ihr euch entscheidet in die Anal-Gefilde vorzudringen, dann gib es kein Zurück mehr durch den Vordereingang. Nein, auch nicht mal kurz und erst recht reiben wir nicht den herausgezogenen Popo-Zipfel an unserer kostbaren Smaragdlagune. Auch wenn man in den meisten Fällen Darmbakterien nicht dem bloßen Auge erkennen kann. Das Risiko einer Kontamination und anschließender Entzündung ist riesengroß. Haltet es also bitte wie bei einem schicken Nachtclub: Verausgabt euch erst am Vordereinlass, bevor ihr es durch die Hintertür versucht.

Zum Schluss: Geht nach dem Sex aufs Klo. Ich hoffe, dass das eh schon jede Frau ganz instinktiv macht. Deswegen erkläre ich euch nur kurz warum wir alle das tun: Wie ihr schon wisst ist unsere Vagina innen ziemlich sauer, um uns vor unerwünschten Überfällen zu schützen. Entlädt sich aber wiederum ein erwünschter Eindringling in uns, wird es kritisch. Denn Sperma ist ziemlich dolle basisch. Zwar habe ich wirklich nicht gut im Chemieunterricht aufgepasst, aber so viel kann ich euch sagen. Wenn ihr die Basen-Plörre da jetzt ewig in euch rumschaukelt, wars das mit der gesunden sauren Vaginal-Flora. Deshalb lieber schnell loswerden.

4. Trust the process – Hör auf deine Muschi ständig zu hinterfragen

Deine Gebärmutter ist ein ganz tolles autonomes Organ deines Körpers, das sich selbst schon ziemlich tough reguliert. Wieso stellen wir also ständig Beschaffenheit, Konsistenz, Farbe und Geruch unserer körpereignen Säfte in Frage? Das fängt mit dem Ausfluss an und Endet mit dem Periodenblut, das eben einfach nicht immer aussieht, als hätte Schneewittchen es gerade in den Schnee getropft. Das kann nämlich auch mal schwarz, braun, rosa oder orange sein. Sowieso haben die wenigsten von uns (egal ob mit oder ohne hormonelle Verhütung) eine absolut regelmäßige Periode. Wirklich, selbst nach 27 Jahren erfolgreicher Baby-Vermeidung. Ich sitze ich noch immer fast jeden Monat auf heißen Kohlen und fluche innerlich, wenn meine Muschi sich mal wieder mehr Zeit lässt als die deutsche Bahn. 

Auch Zyklus, Lebensmittel, Medikamente, Fitness, Alter, Stress, Alkohol und Verliebtheit haben Auswirkungen auf den Ausfluss. Ich spreche es gerne aus: Wir haben alle mal größere und kleinere Flecken in den Slips, fühlen und sehr feucht oder sehr trocken und sind geschockt von dem was so ein Tampon alles aufsaugt. In 90% aller Fälle verhält es sich mit vaginalen Flüssigkeiten ähnlich wie mit den Designkreation auf den Laufstegen großer Modemarken: Sieht seltsam aus, gehört aber so. Also vertraut grundsätzlich erstmal dem, was eure Vagina da zusammenbraut.  Erst wenn ein Indikator absolut aus der Reihe tanzt und ihr Beschwerden habt wird es Zeit einen Check-up zu machen.

Übermotivierte Monatshygiene – Saug deiner Muschi nicht das Leben aus

Es gibt inzwischen eine riesige Bandbreite an Monatshygiene Artikeln (MHA). Der beliebteste ist der Einweg-Tampon. Obwohl der genauso viele Vor- wie Nachteile hat und nicht unbedingt die umweltfreundlichste Variante darstellt, benutzen ihn über die Hälfte aller Frauen. Vielleicht zählt ihr genau wie ich also auch zu denen, die mit ihrer Musche keine Wale retten, sondern statt dem Klimawandel einfach nur ihre Menstruation stoppen wollen. So ein Tampon gibt einem dabei natürlich die größtmögliche Sicherheit.

Aber genau wie bei der Entscheidung zwischen 9er oder 20er Chicken McNuggets, solltet ihr euch hin und wieder fragen: Muss das wirklich noch sein? Denn so ein Tampon saugt, vor allen zu Beginn und zum Schluss eurer Menstruation, nicht nur Blut und die ganzen anderen sonderbaren Absonderungen eurer Muschi auf, sondern einfach alles was da so an Feuchtigkeit vorhanden ist.

An leichten Tagen wird die Vaginalschleimhaut durch einen Tampon also ziemlich strapaziert. Am Ende bleibt sie zurück wie eine Zimmerpflanze nach drei Wochen wohnhaft bei mir: Ausgetrocknet und verstört. Dazu kommt dann noch das Hormon-Chaos am Ende eurer Periode. So ist deine Vagina der ideale Nährboden für Pilzinfektionen und bakterielle Entzündungen. Deswegen macht es Sinn an den abklingenden Tagen vom Tampon auf eine Slipeinlage oder Menstruations-Unterwäsche umzusteigen. Mit letzterem ist übrigens nicht nur der speziell entwickelte MHA gemeint. Es darf auch einfach ein handelsübliches, waschbares Höschen sein. Hauptsache mehr Material als eine Polyester-Schnur von Hunkemöller.

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