Fast jede Person, die ihre Weiblichkeit proaktiv auf Social Media zeigt, hat mindestens schon einmal so eine Anfrage in ihren DMs vorgefunden: „Darf ich dein Sklave sein?“ Es braucht nur ein einziges Selfie in Lederleggins oder eine Story in High Heels und schon heißt es: „Atemberaubende Göttin“, „Sind Sie eine Herrin?“ oder zumindest „Verkaufen Sie Unterwäsche?“ Selbst wenn man gar keinen Bezug zu BDSM hat und diese Zielgruppe überhaupt nicht erreichen möchte. Ein Online-Sub kann schnell nerven. Aber sie können uns auch bereichern – wenn wir das wollen. Ich erhalte seit Jahren regelmäßig Anfragen von devoten Personen als Antwort auf meinen Internetauftritt und möchte ein paar Erfahrungen und Tipps mit euch teilen.

Disclaimer: Der folgende Blog-Eintrag wird ausnahmsweise nicht gegendert sein. Normalerweise ist mir immer wichtig so inklusiv wie möglich zu schreiben und keine Stereotypen vorauszusetzten. Dem Thema und der besseren Lesbarkeit geschuldet, schreibe ich diesmal aus weiblicher Sicht auf devote männliche Personen. Das heißt aber nicht, dass es nicht auch die andere/umgekehrte Rollenverteilungen geben könnte.

Willst du überhaupt mit einem Online-Sub zu tun haben?

Das ist natürlich die erste Frage, die du dir stellen solltest. Wenn das ganze sowieso nur Unwohlsein und Abneigung in dir auslöst, dann lass dich nicht nerven. Ignorier die Nachricht(en) und/oder blockiere den Account direkt. Das ist dein gutes Recht, wenn dir jemand auf die Nerven geht. Falls du einen Only Fans Account hast, kannst du den Online-Sub auch gleich darauf verweisen.

Oder hast du zwar überhaupt kein Interesse an devoten Männern, bist aber (finanziellen) Gefälligkeiten nicht abgeneigt? Viele Frauen erhoffen sich online von Subs nur eines: Geld. Oder zumindest Geschenke (z. B. in Form von Kleidung). Ob das jetzt moralisch verwerflich ist und uns zu Golddiggern oder Huren macht, darüber können sich andere streiten. Hier geht um das „How-to“, nicht um das „Can I?“. Ich lege dir aber meinen Artikel „Kinky Cash“ ans Herz. Hier findest du ein kleines aber wichtiges Grundwissen über Steuern und Co.

Natürlich gibt es auch den Fall, dass du sogar selbst Lust daran empfindest deine dominante Ader online auszuleben. Dann ist die Anfrage eines Online-Subs natürlich eine Win-Win-Situation für beide.

Setzt deine Grenzen

Schön, du wirst also zurückschreiben. Mach dir am besten schon davor, oder aber zumindest vor jeder Nachricht, die du sendest Gedanken wo deine Grenzen liegen. Wie viel Information möchtest du von einem Online-Sub erhalten? Was willst du selbst von dir preisgeben? Das fängt bei deinem/seinem Namen an und endet mit sensiblen Daten wie deiner Adresse. (Diese ist übrigens auch bei einer Amazon-Wishlist nur in Teilen zensiert. Je nach Hersteller/Firma kann dein Klarname und eine Anschrift sogar auf der Rechnung auftauchen, die an den Online-Sub gestellt wird). Überleg dir auch: Welche Kinks findest du spannend, was eher nicht?

Sei ehrlich zu deinem Online-Sub

Ich finde es wichtig hier von Anfang an klare Fronten zu schaffen und gleich in einer der ersten Nachrichten festzulegen: Ich möchte dich nicht persönlich treffen. (Und zwar bitte genau in dieser Prägnanz und Deutlichkeit, alles andere kommt meist nicht an.) Grade wenn man online Fotos postet, die das nun mal vermuten lassen könnten, sollte man auch klarstellen: Ich biete keine sexuellen Dienstleistungen/Dienste einer Domina an. So weiß der Online-Sub auch einfach gleich was Sache ist. Gleichzeitig machst du den wichtigen Eindruck, dass du das Gespräch lenkst und den Ton angibst.

Kenne deine Möglichkeiten

Hast du die Frage „Sind sie eine Herrin?“ nun halbwegs charmant beantwortet, solltest du nun klären auf was das Ganze hier für dich hinauslaufen könnte. Auch hier hat sich meiner Erfahrung nach bewährt bei der Wahrheit zu bleiben. Einem Online-Sub irgendeine Domina vorzuspielen, die man gar nicht ist, nervt einen am Ende nur selbst. Meistens ergibt sich aus den ersten Nachrichten eh, was der Sub sich erhofft. Du kannst dir dann überlegen, was davon zu dir passt und im Rahmen deiner Möglichkeiten ist. Hast du überhaupt Ahnung vom Thema Keuschhaltung? Hast du die Zeit jemandem jeden Morgen und jeden Abend zu texten? Lass dein Gegenüber wissen, wie oft und wann du Zeit hast mit ihm zu schreiben. So kann er unterscheiden wann er bewusst ignoriert wird oder du beispielsweise einfach in der Arbeit bist oder Family-Time hast. Teile ihm mit: „Ich antworte dir, wenn ich Zeit habe und in der richtigen Stimmung bin. Du sollst mir nicht immer wieder schreiben, wenn du mal keine Antwort erhältst. Außer du hast das Gefühl deine Nachricht ist untergegangen.“

Woran erkennst du, dass ein Online Sub es ernst meint

Nachrichten alá „Herrin, darf ich Ihnen dienen?“ gibt es viele. Aber nur hinter den Wenigsten verbirgt sich ein respektvoller Mensch, der auf einer konsensuellen Basis einen Kink ausleben will. Natürlich ist es der schönste Fall, wenn ein Sub nicht gleich mit der Tür ins Haus fällt, dir Namen gibt, die du vielleicht gar nicht schätzt oder dich um etwas bittet. Es ist aber auch der seltenste Fall. Oft schreiben diese Männer ja hunderten Accounts und hoffen einfach nur, dass irgendjemand zurückschreibt. Vielleicht wollen auch die Subs erstmal abchecken hinter welcher lackledertragenden Schönheit sich tatsächlich eine dominante Frau verbirgt. Und das kann man ihnen ja auch nicht übel nehmen. Pleaser und Latexleggins sind schließlich nicht nur was für erbarmungslose Dominas.

Devot aber nicht dumm

Gerade wenn ein Online-Sub dich oder dir etwas bezahlen will, verbirgt sich dahinter oft nur die Strategie dich so lange wie möglich in ein für ihn erregendes Gespräch zu verwickeln. Ein Sub ist devot, aber nicht dumm. Er weiß auch, dass er mehr Chancen auf deine Aufmerksamkeit hat, wenn er mit Geld oder Geschenken winkt. Ein Tribut zu besprechen oder dir zu sagen, was man dir gern schenken würde ist okay. Aber lass dir nicht erzählen, was er dir alles bezahlen würde, wenn du noch nicht einen Euro gesehen hast. Mein Tipp ist: Fang mit einem kleinen Betrag oder Geschenk an. Sag ihm ruhig: „Ich würde gerne sehen, dass du es ernst meinst. Wenn du mir etwas schenken möchtest, findest du hier meine Amazon-Wunschliste, auch mit kleinen Ideen.“ Auch gewünschte Fotos oder Videos solltest du erst verschicken, wenn du Geld erhalten hast.

Ein weiterer Punkt um einen Sub von einem perversen Internet-Troll zu unterscheiden, ist die Frequenz seiner Nachrichten. Jemand der tatsächlich an dir interessiert ist schreibt dir zurück. Er geht auf deine Nachricht ein, statt alle paar Tage mitten in der Nacht erneut „Darf ich Ihre Sklavensau sein?“ zu tippen. Wiederholte Nachrichten mit sexuellem Inhalt sind klare Anzeichen für einen Tastenwichser.

Am Ende ist es auch immer gut auf dein Bauchgefühl zu vertrauen. Du wirst nach ein paar Nachrichten merken, ob der Online-Sub es ernst meint oder nicht. Wird viel rumdiskutiert? Werden immer wieder andere, neue Themen angeschnitten? Sind die Nachrichten plump oder durchdacht? Vertrau auf deine Intuition und brich den Chat ab, wenn du merkst es führt zu nichts. Außerdem solle ein vertrauenswürdiger Sub dir auch immer die Frage nach seinen Limits beantworten können.

Red Flags bei Online-Subs

Dein Bauchgefühl ist ein gutes Stichwort. Denn das sollte immer stimmen. Leider kommt es sehr oft vor das Online-Subs sich übergriffig verhalten. Nicht jeder meint es wirklich gut mit dir und für manche bist du nur im Chat eine „Göttin“. In Wahrheit sehen sie in dir – so hart das klingt – eine naive kostenlose Wichsvorlage. Damit du solche Kandidaten schnell aussortierst, hier meine Red Flags:

  • Er sendet unaufgefordert ein Dickpic (oder andere Fotos/Videos)
  • Die erste(n) Nachicht(en) enthält bereits sexuelle Inhalte
  • Der Online-Sub schreibt immer wieder, ist ungeduldig, Doubletexts
  • Sexuell konnotierte Emojis
  • Er versucht dich via Chat anzurufen
  • Er möchte sofort dein Paypal/deine E-Mail Adresse/Geld schicken
  • Herablassende/beleidigende Nachrichten, fehlender Respekt
  • Deine Grenzen werden diskutiert/nicht geachtet
  • Es wird ständig nur gefordert, aber nicht gefragt was du dir wünscht/vorstellst
  • Er versucht dich mit Fragen von deinen Vorgaben abzulenken („Darf ich Sie noch was fragen?“)
  • Beschaffenheit von Socken/Unterwäsche, die du verkaufst wird extrem detailliert abgefragt/Bilder gefordert
  • Unrealistische (finanzielle) Versprechungen
  • Sehr persönliche Fragen (Beziehungsstand, Job, finanzielle Verhältnisse)

Noch ein kurzes Wort zum Thema Fake-Accounts: Ich persönlich halte es nicht für ein Warnsignal, wenn der Account eines Online-Sub einen eher rudimentären Eindruck macht (keine Fotos, wenig Follower/Follows, Name). Es kann genauso ein Anzeichen dafür sein, dass eine Realperson nicht mit ihrem Kink in Verbindung gebracht werden möchte. Von einem Sub der anonym bleiben möchte ist nicht grundsätzlich abzuraten.

No-Gos für dich

Nachdem ich jetzt als erklärt habe, wie du einen perversen Troll von einem freundlichen Online-Sub unterscheidest, kommen wir nun zu dir. Denn nicht nur er – auch du kannst im Online-Spiel einiges falsch machen. Es geht hier um das Spiel mit der Psyche (deiner und seiner!) um sexuelle Inhalte und vielleicht sogar um Geld. Jeder Schritt den du tust wird schriftlich festgehalten. Deswegen solltest du so einen Chat der dir beiläufig und bedeutungslos erscheint nicht so ganz auf die leichte Schulter nehmen. Meine persönlichen NoGos:

  • Den Online-Sub ernsthaft beleidigen (nicht im Konsens als spielerische Erniedrigung)
  • Persönliche Daten herausgeben (Anschrift, Bankdaten, Telefonnummer etc.)
  • Deine Grenzen in Aussicht auf Geschenke/Zahlungen überschreiten
  • Die Grenzen des Anderen nicht beachten/übergehen/nicht danach Fragen
  • Den Online-Sub gegen seinen Willen erpressen (kein konsensuelles Blackmailing)
  • Fotos/Videos versenden, die nicht geleakt werden sollten
  • Ohne Gewerbe regelmäßig Zahlungen annehmen/etwas verkaufen
  • Deinen Online-Sub einfach ghosten, wenn du keine Lust mehr hast
  • Inkonsequenz in deinen Vorgaben/deinem Handeln
  • Eure Chatverläufe veröffentlichen

Vergiss nie den Menschen hinter dem Online-Sub

Was fällt auf? Richtig, ein paar der oben genannten Punkte schützen nicht nur den Online-Sub, sondern auch dich. Denn eines solltest du nie vergessen: Hinter SklaveBernd09 verbirgt sich ein echter Mensch. Der hat nicht nur auch menschliche Gefühle und Würde (auch wenn er das im Spiel anders sieht). Sondern auch ein Telefon, einen Internetzugang und ein paar Euro – Alles Dinge die man brauch um eine Anzeige zu erstatten. Oder deinen süßen Arsch beim Finanzamt zu melden. Oder selbigen auf irgendwelchen dubiosen Pornoseiten zu veröffentlichen. Du kennst die Person hinter dem Chat nicht. Deswegen behandele jeden Online-Sub mit Vorsicht und Respekt.

Vor allem aber finde ich aber, dass viel zu oft vergessen wird wie schnell man einem anderen Menschen weh tun kann. Wenn du dominant bist obliegt es auch deiner Verantwortung die Macht, die dir anvertraut wurde nicht auszunutzen. Unterwürfigkeit ist ein großes Geschenk. Vor allem wenn du über längeren Zeitraum mit einem Online-Sub Kontakt pflegst. Es ist leicht sich über jemanden lustig zu machen oder einfach das Handy wegzulegen. Aber das zeigt dann eher, dass jemand bei dir an die falsche Person geraten ist, nicht andersherum.

Egal ob Dom oder Sub:

Social Media kann uns zu anonymen Monstern machen oder uns verbinden.

Du entscheidest.

@Kitteh_From_the_Blog

One thought on ““Lass mich dein Sklave sein!” – für den Umgang mit einem Online-Sub”

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert