Wie Konsens und Zustimmung bei 24/7 funktioniert

Ich las heute morgen auf Twitter einen Tweet, indem es darum ging, dass derjenige, der im realen Leben “Nein” sage, keine Sub sein könne. Ein immer wieder heiß diskutiertes Thema. Wieviel “Nein” steht jemandem zu, der unterwürfig und devot sein möchte, der sich Befehlen eines anderen unterordnen will? Ich nehme es vorweg: Nein heißt Nein, egal, welche Rolle ich bekleide. Respekt ist eine Grundvoraussetzung für Sexualität. Und Sub ist in erster Linie immer noch Mensch. Trotzdem ist der Kontext im bdsm manchmal ein anderer. Wie gestaltet sich also das akzeptieren von Nein, das Schlagen bei Erziehungsspielen und die Einhaltung von Grenzen und eigenen Bedürfnissen, wenn man doch 24/7 Dominanz lebt? Wie immer gilt, ich bin keine Instanz, habe das Rad nicht erfunden, erhebe keinen Anspruch auf universelle Gültigkeit. Ich zeige euch lediglich, wie ich es mit meinem Partner halte. Wenn es euch hilft, freue ich mich, dass ihr etwas mitnehmen könnt. Für Fragen stehe ich euch gerne zur Seite.

Nein im Alltag FLR

Mein Mann ist mein Mann und ich schätze und respektiere ihn über alle Maßen. Auch wenn unser Machtgefälle auch im Alltag besteht, so ist mir seine Meinung wichtig und ich schätze seine Persönlichkeit. Zudem haben wir ein Kind. Also nein, ich Ohrfeige ihn nicht, wenn mir nicht passt, was er sagt. Wir haben Berufe und einen Alltag, natürlich ist er nicht immer in Stimmung und auch, wenn die Vorstellung und Fantasie des Sexsklaven oder des lebendigen Toys wahnsinnig scharf sein kann, wissen wir alle, die Realität macht der Lust oftmals einen Strich durch die Rechnung. Ich kenne meinen Partner sehr gut und behaupte, ich kann sehr gut einschätzen, wann er wirklich in einem Bereich ist, in dem er sich nicht auf ein Spiel einlassen kann, gestresst ist oder ihm “Entspannung” gut täte. Denn natürlich ist seine Submission für ihn auch Ventil zur alltäglichen Verantwortung, zum Stressabbau. Doch egal, wie gut ich meinen Partner kenne, er selbst weiß, wie gerade die Lage ist. Natürlich will ich keinen Hehl daraus machen, dass mir die Keuschheit da in die Hände spielt, Lust zu lenken. Nichtsdestoweniger ist sein Nein im alltäglichen Rahmen genau so viel Wert, wie meines oder das jedes Menschen. Es kommt in der Tat selten vor, ist, mit etwas Sensibilität, vorhersehbar und somit auch vermeidbar, doch wenn es vorkommt, ist es unerschütterlich.

“Nein ingame”

Im Spiel ist die Sachlage wieder eine andere. Jetzt seh ich es schon – “hä? Ingame bei 24/7? Wo ist da der Unterschied?”, – und das ist eine ausgezeichnete Frage. Bei uns definiert sich das Machtgefälle noch einmal deutlich im Rahmen von In-/Outgame. Denn ich schätze einen starken Mann an meiner Seite, der eine eigene Meinung hat und mit mir “mithalten” kann. Auch, wenn ich per FLR das letzte Wort haben darf. Im Alltag mit Kind und Jobs würde ich uns daher ein etwa 49% zu 51% Gefälle geben. In dem Moment, in dem das Halsband angelegt wird, kippt das Machtverhältnis wie eine Wippe zu meinen Gunsten. Und ein gestöhntes, gebetteltes “nein, bitte” ist in diesem Rahmen kein Nein mehr. Mein Sub spielt aber auch sehr gerne mit diesem “sich zieren, sich wehren”, weil das “überwältigen” ihn kickt. Daher haben wir die klassischen Maßnahmen wie Safeword, Skala, kleine Stufen der Wortwahl, die mir signalisieren, wie weit ich mich im angesteckt Rahmen bewege, wo ich mich befinde, wann etwas wirklich genug ist. “Gnade” ist da z. B. ein viel gewichtigeres Wort als “Nein”.

Kommunikation ist Trumpf

Eigentlich läuft es ja immer wieder auf das eine hinaus: kommunizieren. Wieviel ein Nein im Rahmen einer BDSM oder FLR Beziehung wert ist, bestimmt ihr selbst. Welche Wortwahl, Signale oder Zeichen ihr nutzt, bestimmt ihr selbst. Ich höre gerade im Bezug auf Vollzeit Beziehungen ja auch gerne von spielen, wo Worte z.b. verboten sind. (Nein, aber, etc.), Auch das ist natürlich reizvoll, weil es im Alltag viel Denken und Konzentration und Umgehungsstrategien erforderlich macht. Meine Kernaussage ist aber unerschütterlich. Ein Sub ist Mensch, mit Gefühl und wünschen und unterschiedlichen Stimmungen und Tagesformen, mit eigenem Ermessen seiner Grenzen und auch, wenn das Arbeiten mit Widerstand, unterwerfen und benutzen fester Bestandteil eures Spieles ist, so ist es keine Generalvollmacht, kein Freibrief, keine ohne Ausnahme geltende Gewissheit, dass dies jederzeit und immer so genutzt werden darf. Denn jeder Sub ist Mensch und jeder Mensch hat ein Recht auf sein “Nein”, selbst, wenn es als anderer Begriff daher kommt. Meine dringende Empfehlung ist also immer, vorher genau abzusprechen, wie ihr beide! Euch mit oder ohne Worte verständigen wollt und vereinbarte Grenzen stets zu bewahren.

Wer das nicht tut, ist nämlich kein (e) Dom(Ina), sondern einfach nur missbräuchlich und übergriffig. Wer Nein sagt, verspielt seinen Sub Status nicht. Lasst euch das nicht einreden.

Lynn

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